„Lassen Sie sich von uns in die digitale Welt entführen!“ – Mit diesen Worten begrüßte Schulleiterin Birgit Weise am Freitag, dem 22. Juni 2018 die Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein Westfalen, Frau Yvonne Gebauer, die der Einladung gefolgt war, um aus erster Hand Beispiele von Digitalisierung am Adolph-Kolping Berufskolleg (AKBK) in Augenschein nehmen zu können. In ihrer Entourage befanden sich die Münsteraner Bundestagsabgeordnete Frau Sybille Benning, die Münsteraner Ratsfrau Angela Stähler (Ausschuss für Schule und Weiterbildung), die Leitende Regierungsschuldirektorin Frau Monika Appler (Bezirksregierung Münster), die Referentin Frau Stephanie Pudenz (Ministerium für Schule und Bildung NRW) sowie die Eheleute Petra und Bernd Adamaschek als Repräsentanten des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW).
In ihrer Einführung lieferte Schulleiterin Weise ihren Gästen einige Hintergrundinformationen zum AKBK, das als städtisches Gewerbliches Berufskolleg der Sekundarstufe II in den Branchen Hotel- und Gaststättengewerbe, Druck- und Medientechnik sowie Farb- und Raumtechnik in den Teilzeitklassen den schulischen Teil der Dualen Ausbildung (zum Teil mit Fachhochschulreife) leistet bzw. in den Vollzeitklassen die Doppelqualifikation aus beruflichem und schulischem Abschluss (Gestaltungstechnischer Assistent mit Allgemeiner bzw. Fachhochschulreife) anbietet. Hinzu kommt die Ausbildungsvorbereitung von Jugendlichen in der Abteilung Berufliche Grundbildung einschließlich der Internationalen Förderklassen. Fast 2.300 Schülerinnen und Schüler besuchen zurzeit das AKBK und werden von ca. 90 Lehrkräften an drei Standorten unterrichtet.
Anschließend erfolgte ein Rundgang der Teilnehmer durch drei Räume der Schule, wo ihnen „live“ drei Unterrichtssituationen unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes digitaler Medien präsentiert wurden.
Im ersten Raum arbeitete die Klasse GT U4 der Höheren Berufsfachschule für Gestaltung mit dem Schwerpunkt Medien/Kommunikation (HBMK) mit einer digitalen Lernplattform.
Die Schüler präsentierten unter der Leitung ihres Fachlehrers Herrn Kluthe an insgesamt elf Stationen die Vielfalt digitaler Lernmethoden und Arbeitsprozesse. Ministerin Gebauer zeigte sich sichtlich beeindruckt, wie begeistert und kompetent die Schüler die digitalen Medien zur Erreichung ihrer Lernziele nutzen. Gestützt durch von der Stadt Münster ausgeliehene Tablets in Kombination mit den eigenen Smartphones nach dem Prinzip BYOD (Bring your own Device) und die Digitale Unterrichtszentrale (DIGU) zeigten die Schüler die Vorteile des agilen Projektmanagements, bestehend aus interaktiven Lernvideos vermischt mit Quizfragen für einen „Flipped Classroom“, den Einsatz eines Cloud gestützten Aufgabenpools mit einer intelligenten Selbstlernkontrolle, digitales Brainstorming und das Live-Feedback sowie die Arbeit mit den schulischen Angeboten wie Jobbörse, Berufsberatung und Schulsozialarbeit.
Ein besonderes Highlight stellte die Kombination von gedruckten Plakaten mit der Technik Augmented Reality dar, wo die Schüler mithilfe eines Tablets virtuelle Inhalte wie Bilder, Videos und Audioinformationen als eine zweite Ebene vor den Plakaten erscheinen lassen. Mit derselben Technologie zeigten die Schüler, wie sie eine Welt voller Wissen auch an Lerngegenständen wie einem 3D-Drucker nutzen, um sich selbstständig in die Materie einzuarbeiten.
In der Druckerei des AKBK, der zweiten Station des Rundgangs, präsentierten Auszubildende zum Medientechnologen Druck zusammen mit dem Leiter der Abteilung Druck- und Medientechnik, Herrn Heuer, die Anwendung der Augmented und der Virtual Reality Technologie. Ersteres bezeichnet eine computerunterstützte Wahrnehmung bzw. Darstellung, welche die reale Welt um virtuelle Aspekte erweitert. Mit Hilfe eines Tablets lässt sich über einen Marker, das ist ein Erfassungspunkt, in das Innere der Druckmaschine blicken. Dadurch können komplizierte technische Abläufe visualisiert und für Schüler nachvollziehbar dargestellt werden.
Noch beeindruckender war die Präsentation der Virtual Reality Technologie, die noch einen Schritt weiter geht. Teure Maschinen müssen heute effizient arbeiten, das verlangt hochqualifizierte Mitarbeiter, die auf den Störungs- oder Wartungsfall bestens vorbereitet sind. Mit Hilfe zweier Controller und einer VR-Brille erhielten die Schüler den Auftrag, die Farbwalzen eines Farbwerks aus- und einzubauen. Diese Aufgabe wurde durch die drei Medientechnologen Marek Wittkamp (Windmöller & Hölscher KG, Lengerich, Christian Akdil (BauschLinnemann GmbH, Sassenberg) und Jonas Laschtowitz (Bischof + Klein SE & Co. KG, Lengerich) in Teamarbeit durchgeführt und zeitgleich digital live dokumentiert und ausgegeben. Diese Technologie ist eine hoch effiziente Möglichkeit, die Stillstandzeiten an den teuren Anlagen möglichst kurz zu halten. Hiervon zeigte sich Frau Pudenz so beeindruckt, dass sie selbst in die virtuelle Realität „eintauchte“ und souverän eine Farbwalze aus dem Druckwerk einer modernen Druckmaschine ausbaute.
Als „Souvenir“ bekam Frau Gebauer ein 3D-Modell des historischen Schulgebäudes überreicht.
Als weiteres Highlight präsentierten Studierende der Fachschule Technik, Farb- und Lacktechnik mit ihrem Abteilungsleiter Ingo Gericke Frau Gebauer einen selbstproduzierten Film zum digitalen Arbeiten in der Abteilung Farbtechnik und Raumgestaltung. Die Studierenden Herr Förster, Herr Kleinherne, Herr Montag und Herr Schenk zeigten der Ministerin Beispiele zur digitalen Erfassung von Farbcodierungen und der unterrichtlichen Weiterverarbeitung mit der Branchensoftware des Unternehmens Brillux, Tablets und Second Screens im Bildungsgang Maler und Lackierer. Mittels eines Wave Scans der Firma Byk demonstrierte der Bildungsgang der Fachschule Technik im Film die Erfassung des Glanzgrades von lackierten Oberflächen, die Datenanalyse und die Visualisierung mittels eines 85″ Touchscreens. Im dritten filmische Bespiel zeigten die Fahrzeuglackierer des AKBK in Kooperation mit der Firma Lesonal/Akzo Nobel das digitale Mischsystem der Fahrzeuglackiererei am AKBK.
Vor der letzten Station des Rundgangs brauchten die Gäste erstmal eine „analoge Verschnaufpause“. Die Abteilung Hotel- und Gastgewerbe hatte es sich nicht nehmen lassen zusammen mit der Abteilung Köche, für die Ministerin und ihr Gefolge einige Köstlichkeiten vorzubereiten und zu verteilen. Die Gäste ließen sich von den Schülern der Mittelstufe der Hotelfachleute und Köche mit Fachhochschulreife unter der Leitung ihrer Fachlehrerin Frau Bittner mit ein paar Schmankerln aus dem Schulrestaurant verwöhnen: Gereicht wurde süßes und pikantes Fingerfood und dazu alkoholfreie Früchtecocktails.
Die letzte Station des Rundgangs bildete die Schülerfirma Arkadien Galerie Artothek. Hier konnte sich Ministerin Gebauer einen lebendigen Eindruck des Kunstunterrichts unter der Leitung der Fachlehrerin Frau Gernun verschaffen. Eine Gruppe beschäftigte sich mit der malerischen Kombinatorik von Popart und Märchen, bei einer anderen standen abstrakte Farbkompositionen im Lehrplan. Anschließend ging es weiter in die Verwaltung der Schülerfirma, wo unter der Leitung von Frau Guderian und Frau Grundhoff die „Post Production“ also die professionelle Ablichtung, Rahmung, Hängung, digitale Katalogisierung, Vermietung, Auslieferung und Abrechnung der Bilder erfolgt. Beeindruckend war hier, wie selbstverständlich und selbstbewusst die Schüler der Ministerin ihre Arbeit in der Schülerfirma vorstellten. Davon war die Ministerin so angetan, dass sie spontan ein Bild der Schülerfirma für ihr Düsseldorfer Büro in Auftrag gab. Um ihr die „Qual der Wahl“ zu erleichtern überreichten die Schüler Frau Gebauer als Geschenk eine Kunstkatalog der Schülerfirma Arkadien Galerie Arthotek.
Das Fazit von Schulministerin Gebauer ließ keine Wünsche offen: „Dieser Besuch hat sich mehr als gelohnt. Die berufliche Bildung muss in Zukunft stärker als gleichwertige Säule neben der akademischen Bildung wahrgenommen werden.“
Die Bundestagsabgeordnete Sybille Benning betonte, dass „in der Berufsbildung eine stärkere Verzahnung zwischen Bund und Ländern“ stattfinden müsse.
Zum Abschied erhielt Frau Gebauer noch Honig aus der Internationalen Schulimkerei des AKBK, den Medienentwicklungsplan des AKBK sowie eine interaktive Leinwand mit QR-Codes, auf der alle präsentierten Inhalte als virtuelle Information für die Schulministerin hinterlegt sind und mit deren Hilfe sie ihren „Ausflug in die digitale Welt“ noch einmal Revue passieren lassen kann.
Aber damit nicht genug, denn für Ministerin Gebauer, Schulleiterin Weise, Herrn Kluthe als Leiter der Höheren Berufsfachschule für Gestaltung und seine Vertreterin Frau Sandfort war der Tag noch jung. Schließlich fand im Anschluss an den Besuch der Ministerin am AKBK die Schulleiterdienstbesprechnung der Berufskollegs des Landes NRW in der Halle Münsterland statt, zu der 350 Schulleiter eingeladen waren, um über die Veränderungen der Arbeits- und Geschäftsprozesse zentraler Branchen unterschiedlicher Fachbereiche durch die Digitalisierung und 4.0-Technologien zu debattieren.
Nach einer Ansprache der Ministerin Gebauer zum Thema „Transformation in der beruflichen Bildung – Handlungsfeld der Agenda Stärkung berufliche Bildung“ hatten zehn ausgewählte Berufskollegs die Gelegenheit in einer Kurzpräsentation ihre spezifische Realisierung von Digitalisierungs- und 4.0-Prozessen in der beruflichen Bildung vorzustellen.
Stellvertretend für den Fachbereich „Gestaltung“ präsentierten Schulleiterin Weise und Abteilungsleiter Kluthe einen fünfminütigen Film aus der Produktion der HBMK, der sehr anschaulich alle interessanten Facetten des digitalisierten Unterrichts des Berufskollegs vermittelte.
Text: Werner Grundhoff, Ingo Gericke, Jürgen Heuer und Manfred Kluthe
Fotos: Ricarda Holz und Werner Grundhoff