„Starke Lehrkräfte – faire Löhne. Bessere Bezahlung für beste Bildung.“ – So lautete das Motto einer Demonstration von etwa 40 verbeamteten und angestellten Lehrkräften des Adolph-Kolping-Berufskollegs und einiger Kollegen weiterer städtischer Berufskollegs am Dienstag, dem 26.02.2019 an der Münsteraner Promenade. Mit dieser vom Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs in NRW (VLBS) initiierten Aktion wollten die „VLBS-Grünen Westen“ den am gleichen Tag stattfindenden Warnstreik und die Großkundgebung ihrer tarifbeschäftigten Kolleginnen und Kollegen in Düsseldorf unterstützen. In Potsdam findet ab dem 28. Februar die dritte Runde der Tarifverhandlungen des Öffentlichen Dienstes statt, an denen auch Johannes Schütte, VLBS-Vorsitzender im Bezirk Arnsberg, teilnimmt.
Der Protest des Lehrerkollegiums wurde bewusst vor Dienstbeginn von 7.00 bis 7.45 Uhr angesetzt, um den regulären Unterrichtsablauf nicht zu gefährden.
Für das leibliche Wohl hatte Bäckermeister und Fachlehrer Thomas Stürznickel gesorgt, der sich bereits um 4.00 Uhr früh in der Schulbäckerei des Adolph-Kolping-Berufskollegs ans Werk gemacht hatte und seine Kollegen mit knackigen Brötchen und Kaffee versorgte. Frisch gestärkt bekundeten die Teilnehmer lautstark ihre Anliegen und solidarisierten sich für die gute Sache, bevor sie sich dann voll motiviert in ihren Unterricht begaben.
Jörn Brüggemann, Lehrer am Adolph-Kolping-Berufskolleg und Stadtverbandsvorsitzender des VLBS, hat in einem Interview mit dem Pressebüro des Adolph-Kolping-Berufskollegs (PreDok) zum Anliegen der Lehrerinnen und Lehrer in NRW Stellung genommen.
PreDok: Warum demonstrieren die verbeamteten Lehrer?
Brüggemann: Wir wollen damit ihre Solidarität mit den nach Tarif bezahlten Kolleginnen und Kollegen, aber auch unsere Interessen zum Ausdruck bringen. Die Forderung lautet, dass nach Abschluss des Tarifergebnisses eine 1:1-Übernahme für alle Beamten durch die Landesregierung erfolgt.
PreDok: Worum geht es genau?
Brüggemann: Die Lehrer-Gewerkschaften fordern eine der Einkommensentwicklung angemessene, spürbare Gehaltserhöhung von 6 Prozent, mindestens aber 200 Euro. Der Beruf muss auch finanziell attraktiv sein, sonst gehen uns bald die Lehrkräfte aus. Und das schadet direkt der Wirtschaft.
PreDok: Warum?
Brüggemann: An den Berufskollegs in Münster besteht eine zentrale Aufgabe darin, Fachkräfte in vielen technischen Bereichen zu unterrichten. Es ist sehr schwierig, für diese Fächer genügend Lehrkräfte zu finden. Wir sind deshalb auf Seiteneinsteiger und Ingenieure aus der Wirtschaft angewiesen. Und die wechseln die Seiten nur, wenn das Gehalt stimmt. Die Berufsschulen müssen also konkurrenzfähig gegenüber der Industrie sein.
PreDok: Aber wo droht ein Schaden für die Wirtschaft?
Brüggemann: Na, wir Berufskolleglehrerinnen und -lehrer bilden die dringend benötigten Fachkräfte, den Nachwuchs für die Wirtschaft, aus. Diese jungen Leute sind die Zukunft für ein starkes Land NRW. Wenn die Lehrkräfte fehlen, fehlen bald auch die Fachkräfte und Ingenieure.
PreDok: Und die Seiteneinsteiger können nicht verbeamtet werden?
Brüggemann: Das ist leider häufig der Fall. Die Altersgrenze für eine Verbeamtung liegt in Nordrhein-Westfalen derzeit bei 42 Jahren. Wer erst danach an eine Schule wechselt, muss Angestellter bleiben. Und als solcher liegt das Nettoeinkommen erheblich niedriger als bei den verbeamteten Kollegen. Am liebsten würden sicherlich alle Lehrerinnen und Lehrer Beamte sein.
PreDok: Wieso demonstrieren die Lehrkräfte auf dem Bürgersteig?
Brüggemann: Die Schulleitungen haben uns gebeten, nicht auf dem Schulhof zu demonstrieren wegen des Neutralitätsgebotes.
PreDok: Herr Brüggemann, wir danken für das Interview.
Text: Jörn Brüggemann und Werner Grundhoff
Foto: Werner Grundhoff