Schauspieler in Wien – Tim (BGY23) berichtet über sein Auslandspraktikum

Schauspieler in Wien – Tim (BGY23) berichtet über sein Auslandspraktikum

Tim aus der Jahrgangsstufe 12 des Beruflichen Gymnasiums des Adolph-Kolping-Berufskollegs hat sein Praktikum im Rahmen des Erasmus+ Programms vom 06.01. bis 31.01.2025 am „Theater in der Josefstadt“ in der österreichischen Hauptstadt Wien absolviert. In einem Interview mit unserer Europakoordinatorin und Fachlehrerin Frau Timpe erzählt er von seinen Praktikumserfahrungen im Ausland.
 
Warum hast du dich für ein Praktikum im Ausland entschieden?
Ich mag generell andere Kulturen und andere Menschen. Ich mag es andere Orte kennenzulernen und ich finde, dass ein Praktikum im Ausland eine riesige Chance ist, für die ich sehr dankbar bin. 
 
Warum ausgerechnet in dem Land?
Ich habe mich für Wien entschieden, weil das eine absolute Kulturstadt ist. Die Stadt ist generell sehr lebendig und vielseitig und hat eine ausgeprägte Theaterkultur und da war es für mich sehr schnell klar, dass ich mein Praktikum dort machen möchte, weil ich ja zusätzlich zu meiner Ausbildung am AKBK eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Theaterpädagogen mache. Das hat einfach gepasst, denn in Wien gibt es unheimlich viele Theater. Gerade das Burgtheater ist mit das wichtigste Theater im deutschsprachigen Raum und war früher das Hoftheater des Kaiserhofs. Österreich hat zudem den Vorteil, dass dort auch Deutsch gesprochen wird.
 
Wie sah dein Arbeitsalltag aus?
Da ich in die unterschiedlichen Abteilungen des Theaters in der Josefstadt hineinschnuppern durfte, sah mein Arbeitsalltag immer ein bisschen anders aus. Begonnen habe ich im künstlerischen Betriebsbüro. Dort geht es darum, sämtliche Akteure, die an einem Theaterstück beteiligt sind, zu koordinieren und dort habe ich zum Beispiel eine digitale Maskenliste erstellt, also eine Übersicht, wann welche SchauspielerInnen in der Maske sein müssen. Ich habe auch an einer Regiesitzung teilgenommen, wo alle Abteilungen zusammenkommen und sozusagen die Roadmap für das Theaterstück besprechen, also wann Haupt- und Generalprobe stattfinden, welche Requisiten und wie viele Umzüge notwendig sind, etc.
Danach war ich im Marketing, wo ich mit Larissa, einer Auszubildenden, zusammengearbeitet und die Presseablage gemacht habe. Außerdem habe ich ein Werbevideo für eine Hospitanz im der Marketingabteilung erstellt.
Am Ende war ich viel auf einer der Probebühnen, wo ich einen Einblick in die Arbeit eines Schauspielers bekommen habe. Das war sehr spannend zu sehen, zum einen, dass das Stück nicht nur einfach geprobt, sondern auch viel über seine Interpretation, Inszenierung und Dramaturgie diskutiert wurde. Zum anderen war es sehr interessant, wie unterschiedlich die Herangehensweisen zweier Regisseure sein können und wie sich das auf die Atmosphäre im Ensemble auswirkt.
 
Welche Orte hast du besucht?
Hauptsächlich Theater. Das Theater in der Josefstadt hat zwei Spielstätten, das Theater in der Josefstadt und die Kammerspiele. In beiden Spielstädten wird täglich gespielt und dort war ich öfters zu den Vorstellungen. In den Kammerspielen war ich auch für eine Lichtführung. Ansonsten war ich auch in Museen, Kunstaustellungen und den anderen Theaterspielhäusern und Opern von Wien.
 
Welchen Menschen bist du begegnet? Wer hat dich unterstützt und betreut?
Ich bin sehr vielen Menschen begegnet. Betreut haben mich Niki, Amelie und Teresa, also die künstlerische Leitung und ihre beiden Assistentinnen im künstlerischen Betriebsbüro, wo ich die meiste Zeit meines Praktikums verbracht habe. Das war eine gute Grundlage, um in die anderen Bereiche des Theaters reinzuschnuppern, weil man dann einen ungefähren Überblick hatte, wer wo arbeitet. Und es war toll, nicht nur unheimlich viele Leute, sondern innerhalb des Theaters auch viele verschiedene Berufe, wie SchauspielerInnen, Regisseure, künstlerische Direktion, BühnenbildnerInnen, KostümbildnerInnen, Requisite, Garderobe, SchneiderInnen, Maske, Licht, Ton, Technik, etc. kennenzulernen.
 
Was hast du Neues gelernt? Was hast du über dich selbst gelernt?
Ich habe viel gelernt, vor allem, was mir sehr wichtig war, die Struktur eines Theaters. Mir war nicht bewusst, dass ein Theater so vielschichtig ist. Es war total faszinierend zu sehen wie viele unterschiedliche Menschen an einem Theaterstück beteiligt sind und das eine kleine Änderung im Drehbuch wie ein Dominoeffekt Auswirkungen auf unheimlich viele andere Bereiche hat. Und das muss alles koordiniert und kommuniziert werden, damit am Ende ein Theaterstück herauskommt, aber irgendwie klappt das. Total faszinierend!
Ich habe auch viel über Kommunikation gelernt und den Umgang mit Künstlern, die ja manchmal auch speziell sein können. Und über unterschiedliche Laufbahnen, also die unterschiedlichen Wege, die die Menschen letztendlich ans Theater geführt haben.
 
Was war das überraschendste, aufregendste oder tollste Erlebnis?
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, es gab so viele tolle Ereignisse. Wenn ich mich entscheiden muss, dann wahrscheinlich die Premierenfeiern. Ich war auf zwei Premierenfeiern und es war echt sehr, sehr schön, weil man da nochmal ganz anders ins Gespräch gekommen ist. Und nachdem ich vorher den Prozess miterleben durfte und gesehen habe, wieviel Arbeit in dem Theaterstück steckt und wie viele Menschen daran beteiligt sind, war es einfach sehr bewegend das Endergebnis zu sehen, wo ja alle zusammenkommen. Das war sehr emotional.
 
Gab es auch mal schwierige Situationen? Wie bist du damit umgegangen?
Ja, also nicht direkt schwierig für mich persönlich, aber einmal durfte ich zum Beispiel bei der Probe nicht mehr zuschauen, weil der Regisseur Ruhe brauchte, was ich nachvollziehen kann. Ich glaube, das ist die Anspannung, die dann herrscht, wenn man kurz vor der Premiere steht.
 
Würdest du ein Auslandspraktikum weiterempfehlen?
Absolut. Man kann unheimlich viel lernen. Man lernt die Stadt oder das Land ganz anders kennen, als wenn man dort einfach nur Urlaub machen würde. Es ist einfach eine riesige Chance und ich bin sehr dankbar, dass ich das machen konnte und dass alles so gut geklappt hat.
 
Welchen Rat würdest du interessierten MitschülerInnen geben?
Man sollte sich einfach mal bewerben, auch wenn keine Stelle ausgeschrieben ist. Nicht aufgeben, wenn es nicht auf Anhieb klappt und sich auf jeden Fall frühzeitig kümmern, schon allein wegen des Erasmus-Antrags. Ich habe den Platz im Theater zum Beispiel durch eine Initiativbewerbung bekommen.
 
Hinweis: Alle Schülerinnen und Schüler, die sich für ein Auslandspraktikum interessieren, wenden sich bitte an unsere Europakoordinatorin Frau Timpe. Sie kann entscheiden, was möglich ist und was nicht, und unterstützt euch mit Rat und Tat sowie wichtigen Informationen und Hilfe bei den Formalitäten.