Simplicity – Einfachheit als Designprinzip. So lautete der Titel der Sonderausstellung, die die Klasse GT18A der Höheren Berufsfachschule für Gestaltung des Adolph-Kolping-Berufskollegs mit ihren Fachlehrerinnen Lena Sandfort und Erika Alexander am 13.12.19 im Red Dot Designmuseum in Essen besuchte.
Begleitet von einem Kunsthistoriker, der den Schülerinnen und Schülern zunächst einen groben historischen Einblick in die Geschichte der Industriekultur ermöglichte, ging es dann zu den ausgezeichneten Designobjekten, bei denen die Lernenden viele Informationen über zeitgenössisches Industriedesign, Produktkultur und die faszinierende Architektur des Museums erfuhren. Anschließend ging es in die Räume der Sonderausstellung, in denen sich alles um das Prinzip der Einfachheit im Design dreht. Dabei erfuhren die angehenden Gestalter, dass Einfachheit im Design viele verschiedene Facetten hat – neben einer ästhetischen spielen auch die ökonomische, funktionale und emotionale Komponente eine entscheidende Rolle.
Aufgrund ihrer erworbenen Kenntnisse aus dem Unterricht konnten die Lernenden verschiedene Designobjekte historisch einordnen, diese anfassen, ausprobieren und vieles über Architekten und Designer wie Peter Behrens oder Walter Gropius erfahren.
Anhand historischer sowie aktueller Designobjekte machte die Ausstellung deutlich, dass Simplicity im Design nicht nur ein minimalistisches Erscheinungsbild meint, sondern in vielen Fällen auch eine tatsächliche Vereinfachung der Produkte, also eine Reduzierung ihrer Komplexität und damit einhergehend die Verbesserung des Gebrauchserlebnisses der Nutzer.
Einfachheit in der Produktgestaltung gewann erst mit Beginn der Industrialisierung im ausgehenden 18. Jahrhundert an Relevanz. Mit der Einführung der maschinellen Fertigung mussten auch mehr und mehr Produkte so gestaltet werden, dass sie im Rahmen der industriellen Massenproduktion effizient hergestellt werden konnten. Die Einfachheit war schlicht Mittel zum Zweck und wurde zum Schlüsselprinzip des Modernismus. Bauhaus und die Hochschule Ulm gelten nach wie vor als prägend für einen reduzierten Gestaltungsstil, der heute noch aktuell ist. Dies wurde insbesondere anhand von Stuhlobjekten wie dem Red and Blue Chair von Gerrit Rietveld oder dem Clubsessel Wassily Chair von Marcel Breuer deutlich.
Ein weiteres Highlight stellte der berühmte Stuhl Thonet No. 14 mit seiner einfachen Form dar, der 1859 von Michael Thonet konzipiert wurde. In seine sechs Einzelteile zerlegt, ließ er sich platzsparend in die ganze Welt verschicken und vor Ort zusammenbauen. Die perfektionierte Technik des Biegens von massivem Holz ermöglichte eine hohe Stabilität trotz des reduzierten Materialeinsatzes und läutete somit einen grundlegenden Wandel im Design ein. Bis heute ist der Thonet No. 14 der meistproduzierte Stuhl der Welt.
Unser Fazit der Red-Dot-Exkursion ist: Einfachheit als Gestaltungsprinzip hat bis heute nicht an Relevanz und Aktualität verloren. Denn je komplexer die Produkte mit all der ihnen zugrundeliegenden Technik sind, desto wichtiger ist eine reduzierte Gestaltung, damit sie beherrschbar bleiben. Simplicity ist daher auch ein Ansatz zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen der Zukunft. Diese Erkenntnis konnten wir mit nach Münster nehmen.
Wir danken dem Red Dot Design Museum für diese spannenden Einblicke.
Text: Erika Alexander und Werner Grundhoff