„Zeitzeugen sind lebende Geschichte“ – Mit diesem markanten Satz eröffnete Sally Perel die anderthalbstündige Lesung aus seiner weltberühmten Autobiographie „Ich war Hitlerjunge Salomon“ am Donnerstag, den 25.02.2016, am Adolph-Kolping-Berufskolleg. Ungefähr 100 Schülerinnen und Schüler aus den Klassen des Beruflichen Gymnasiums und der Abteilung Farb- und Raumgestaltung waren der Einladung ihrer Fachlehrerinnen Frau Ahlmann, Frau Uphaus und Frau Liekhus gefolgt und wurden durch einen spannenden, teilweise bedrückenden, aber manchmal auch humorvollen Vortrag belohnt.
Nach den einleitenden Worten von Herrn Bracht von der Konrad-Adenauer-Stiftung, die die insgesamt vierwöchige Lesereise Sally Perels mitfinanziert hat, wandte sich Schulleiter Martin Lohmann an die Zuhörer und griff einen Kerngedanken Perels auf: Das Adolph-Kolping-Berufskolleg stehe als „Schule der Zukunft“ in der besonderen Verantwortung das schwere Erbe der grauenhaften Geschichte des deutschen Faschismus an seine Schüler auf dem Schritt in die Berufswelt weiterzugeben.
Sally Perel wurde am 21.04.1925 im niedersächsischen Peine geboren. Perel und seine Familie flüchteten 1938 vor den Repressionen der Nationalsozialisten nach Polen. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schickten die Eltern ihn allein auf die Flucht Richtung Osten, um ihm das Los der Ermordung im Ghetto von Lodz zu ersparen.
Die Ironie des Schicksals machte ihn zum Mitglied der Hitlerjugend. Als „Jupp“ gelang es ihm, seine jüdische Herkunft zu verbergen und den Holocaust zu überleben. Nach dem Krieg emigrierte Sally Perel nach Israel. Seine weltberühmte Autobiographie „Ich war Hitlerjunge Salomon“ wurde 1990 verfilmt.
In vielen Zitaten aus seiner Autobiographie vermittelte Perel einen packenden Eindruck seiner durch die Kriegswirren seit frühester Jugend gespaltenen Persönlichkeit zwischen dem „Hitlerjungen Jupp“ und dem „Humanisten Salomon“. Dies bot nach seiner Lesung noch viel Stoff für die Fragen der Schülerinnen und Schüler, die Perel mit großem Engagement beantwortete. Dabei ging es ihm nie um Schuldzuweisungen, sondern um die Schärfung des kritischen Bewusstseins der Schüler. In diesem Sinne war auch das Schlusswort seiner Lesung markant: „Geschichte ist die beste Lehrerin und nun seid auch ihr Zeitzeugen.“
Text und Bilder: Werner Grundhoff