„What about Influence?“ – Jahresausstellung am Adolph-Kolping-Berufskolleg
Wer oder was beeinflusst uns eigentlich? Welchen Einfluss hat die Kunst auf unser Leben? Und welchen Einflüssen unterliegt die Kunst? Diese Fragen warfen die SchülerInnen Saffie Jallow (BGY20), Michelle Rephun (BGY21) und Joshua Batkowski (BGY22) in ihrer gemeinsamen Eröffnungsrede zur diesjährigen Jahresausstellung ihrer Schülerfirma „Arkadien Galerie Artothek“ mit dem vielversprechenden Titel „What about Influence?“ auf.
Etwa 300 Gäste waren am Freitag, 05.05.2023 zur Vernissage erschienen und boten den 75 SchülerInnen der Jahrgangsstufen 11, 12 und 13 des Beruflichen Gymnasiums für Kunst und Gestaltung am Adolph-Kolping-Berufskolleg eine Bühne, auf der diese beweisen konnten, dass sie sich in diesem Schuljahr nicht nur künstlerisch, sondern auch kritisch mit dem Thema „Influence“ auseinandergesetzt haben.
Natürlich spielten die drei RednerInnen auch auf das Phänomen der InfluencerInnen in den sozialen Medien wie Instagram und Tiktok an, die aus dem Leben ihrer „Generation Z“ gar nicht mehr wegzudenken sind und aller Welt ihren vermeintlich optimalen und natürlich vollkommen konsumistischen Lebensstil verkaufen wollen.
Weniger aufdringlich, mindestens ebenso bedeutend ist aber nach Ansicht der SchülerInnen der Einfluss der Kunst auf unser Leben. Sie sei nicht nur Ausdruck des Lebens, sondern gewähre den Neugierigen und Forschenden auch einen Einblick in die aktuellen und vergangenen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen und helfe uns somit nicht nur unser Leben, sondern auch unsere Geschichte besser zu verstehen.
Wie die SchülerInnen am Beispiel des chinesischen Konzeptkünstlers und Menschenrechtlers Ai Weiwei demonstrierten, kann die Kunst höchst politisch motiviert sein und deshalb ist sie auch von relevantem Einfluss auf unser Leben.
Welche Einflüsse aber darf ein Künstler auf sein Werk zulassen? Ist es Diebstahl, sich von anderen Künstlern inspirieren zu lassen? Nein, finden die SchülerInnen, denn Einflüsse auf seine künstlerische Arbeit zuzulassen und sich auch selbstbewusst zu ihnen zu bekennen, drücke einerseits eine Wertschätzung für den Künstler und sein Werk aus und andererseits gehe es ja in künstlerischer Arbeit nie um Nachahmung, sondern um Nachempfindung, also darum von anderen Künstlern zu lernen und das Gelernte künstlerisch zu tradieren. Es sei unter diesem Gesichtspunkt auch keineswegs ein Form der „kulturellen Aneignung“, dass in der Ausstellung Bilder präsentiert wurden die leicht erkennbar von der Kunst der australischen Aborigines inspiriert waren, aber zugleich damit irritierten, dass sie auf vertraute Motive wie den Münsteraner Ludgerikreisel oder die Promenade anspielten.
Herr Przybilla, der Schulleiter des Adolph-Kolping-Berufskollegs, ging in seiner Rede auf die fantastische Erfolgsgeschichte der Schülerfirma „Arkadien Galerie Artothek“ und ihrer Jahresausstellung ein, die im Jahre 2001 mit 30 Bildern begann und heute über 2500 Kunstwerke in ihrem Bestand hat, die sie an ihre Kunden – Unternehmen, Kanzleien, Praxen, Ämter und Privatpersonen – vermietet. Herr Przybilla lobte das einzigartige Konzept der Schülerfirma, da diese den SchülerInnen des Beruflichen Gymnasiums neben theoretischem Wissen auch relevante berufliche Handlungskompetenzen vermittle, indem die SchülerInnen sowohl am kreativen Schöpfungsprozess als auch am wirtschaftlichen Verwaltungs- und Vermarktungsprozess der künstlerischen Arbeiten maßgeblich mitwirken.
Die SchülerInnen des Beruflichen Gymnasiums für Gestaltung dankten dem Team der Schülerfirma Arkadien Galerie Artothek, Ulrike Grundhoff als Verantwortliche für künstlerische Bildung und Kunstworkshops, Sandra Guderian mit dem Schwerpunkt Verwaltung und Kundenbetreuung und Erika Alexander als Zuständige für mediale Präsenz und Galeriepflege. Dank galt auch der Künstlerin Susanne Mutert, sowie unserem Kooperationspartner, der Jugendkunstschule im Kreativhaus der Stadt Münster, für welches Frau Mutert in einer Vielzahl von Kunstworkshops in unserer Schule aktiv war.
„Jedes wahre Kunstwerk offenbart die Seele des Künstlers.“, zitierte Herr Przybilla abschließend den deutschen Dichter Erich Limpach und erinnerte daran, dass man beim Betrachten der Bilder auch die KünstlerInnen dahinter sehen solle und dass es für die jungen KünstlerInnen des Beruflichen Gymnasiums keine größere Wertschätzung gäbe als den Erwerb eines ihrer Bilder. Das ließen sich die BesucherInnen der Ausstellung, unter denen auch viele ehemalige SchülerInnen waren, kein zweites Mal sagen: Es wurde betrachtet und bewundert, gegessen und getrunken (denn auch für das leibliche Wohl war gesorgt) und vor allem gemietet und gekauft, um „den schönen Moment mit nach Hause zu nehmen“ und den wohltuenden Einfluss der Kunst auf sich wirken zu lassen.
Text: Anja Timpe und Werner Grundhoff
Fotos: Anja Maclean-Wilke