100 Jahre Adolph-Kolping-Berufskolleg: „Ein Standortfaktor in der Region Münster“

100 Jahre Adolph-Kolping-Berufskolleg: „Ein Standortfaktor in der Region Münster“

Zum großen Festakt hatte das Adolph-Kolping-Berufskolleg anlässlich seines 100-jährigen Bestehens am Freitag, dem 04. November 2016 geladen und zahlreiche Ehrengäste waren erschienen. Schulleiter Martin Lohmann begrüßte die Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung und hob mit Nachdruck die Einzigartigkeit des Berufskollegs hervor, da es wie keine andere Schulform die wichtige Eigenschaft der Heterogenität verwirkliche: „Insbesondere hier gelingt es Empathie, Vertrauen und Verständnis unter den gesellschaftlichen Gruppierungen zu stärken, sodass sich auch künftig Menschen unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft auf Augenhöhe begegnen können.“

Die nordrhein-westfälische Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung, Frau Svenja Schulze, lobte in ihrer Rede die hohe Qualität der Ausbildung und Erziehung am Adolph-Kolping-Berufskolleg: „Gestaltung und Innovation sind das Markenzeichen der Schule, wodurch sie zum Wegbereiter für den beruflichen und gesellschaftlichen Werdegang vieler junger Menschen wird.“ Außerdem überbrachte sie die Grüße von der Ministerin für Schule und Weiterbildung Sylvia Löhrmann.

Oberbürgermeister Markus Lewe schloss sich den Glückwünschen der Ministerin gerne an: „Das Adolph-Kolping-Berufskolleg ist eine Vorzeigeschule, da es hier gelingt im Bewusstsein von Tradition und Geschichte die Zukunft anzugehen. Diese Schule macht den lernenden jungen Menschen Lust auf Zukunft.“

Der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Münster, Prof. Dr. Reinhard Klenke, betonte in seiner Laudatio, dass das Adolph-Kolping-Berufskolleg die bemerkenswerte Leistung vollbracht habe, sich 100 Jahre lang ohne strukturellen Umbau, Verschmelzung oder Auflösung zu bewähren: „Das Adolph-Kolping-Berufskolleg ist damit ein Standortfaktor in der Region Münster geworden. Es setzt getreu dem Lebensmotto seines Namensgebers konsequent auf die Vermittlung von Wissen und Werten. Selbst in der hoch technisierten und digitalisierten Welt reicht eine reine Vermittlung von technischem Wissen nicht aus. Im Mittelpunkt muss ebenso die Erziehung zu Demokratie und Freiheit stehen. Gerade durch die gegenwärtigen Herausforderungen der Zuwanderung nach Deutschland wird die humanitäre Bildung und Integration zur Schicksalsfrage, der sich diese Schule zu stellen weiß.“

Ricarda Holz als Vertreterin des Lehrerrats und Fachlehrerin für Fotografie fand einige schöne Vergleiche ihres Faches mit den Anforderungen der schulischen Arbeit: „Neben dem bunten Angebot verschiedener interessanter Bildungsgänge unserer Schule steht eine Vielfalt verschiedener junger Menschen mit unterschiedlichsten Talenten und Interessen. Uns Lehrern gelingt es unseren Schülern praktische Handlungsspielräume und eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu vermitteln. Trotz einer vielbeschworenen digitalen Zukunft ist die engagierte Arbeit der Lehrer im Lernprozess nicht wegzudenken.“

Das Adolph-Kolping-Berufskolleg bot seinen Gästen am 4. und 5. November 2016 die Gelegenheit auf einem Rundgang die Abteilungen der Schule und ihre Aktivitäten näher kennen zu lernen.
Die Abteilung „Druck und Medien“ präsentierte im Gebäude I der Schule bildungsgangübergreifend einen Workflow der Medienproduktion. Die auszubildenden Fotografen luden zu einem Studiobesuch ein und erstellten professionelle Porträtaufnahmen.
Mit den jungen Grafikdesignern der Dreijährigen Höheren Berufsfachschule für Gestaltung (HBFG) konnten sich die Gäste im figürlichen Zeichnen betätigen. Die dabei erzielten Ergebnisse wurden anschließend in den MAC-Räumen von den Schülern eingescannt und digitalisiert, anschließend konnten sie an den Profigeräten auch das Color Management leisten. Darauf folgte die digitale Montage, wobei das Layout der Arbeiten besorgt wurde, bevor sie dann schließlich in den Digitaldruck gingen oder für anderweitige mediale Veröffentlichungen, das Cross-Media-Publishing, vorbereitet wurden.
In der schuleigenen Druckerei und Buchbinderei widmete man sich den Stationen „Print“ und „Post-Print“. Von der alten Druckmaschine Heidelberg GTO 46 über die zeitgemäße Heidelberg Speedmaster SM 74 Z bis zur Lenticulartechnik, mit der je nach Betrachtungswinkel die Objekte ihren Bildinhalt wechseln, Zoom- oder 3D-Effekte erzielt oder sogar kleine Filmsequenzen eingespielt werden, konnte auch hier professionelles Equipment in Aktion präsentiert werden.
Ein Publikumsmagnet waren die beiden 3D-Drucker „Opiliones“ und „Witbox 2“, die auf der Basis von geschmolzenem Kunststoff schichtweise dreidimensionale Objekte produzieren können.
Im Bildungsgang der HBFG für Medien und Kommunikation konnten sich die Gäste interaktiv mit der Filmproduktion beschäftigen. Nach den Aufnahmen vor dem Green-Screen in historischen Kostümen folgte die digitale Filmbearbeitung bevor es dann im Kinosaal „Film ab!“ hieß.
Die Gestaltungstechnischen Assistenten sowie die Schüler der Fachoberschule für Gestaltung nutzten die Gelegenheit, um Exponate ihrer unterrichtlichen Arbeit – Facharbeiten zum Thema „Einhundert“ und Projektarbeiten – auszustellen.

Im Gebäude II präsentierten die Berufsgruppen der Abteilung „Farbe und Raum“ ihre Arbeit. Beeindruckend war das Projekt „Spritzfolierung“ – eine Kooperation der Fachschule Technik mit den Fahrzeuglackierern-, die eine preisgünstige und schnelle Alternative zur Lack- und Pulverbeschichtung ist. Demonstriert wurde das Verfahren an einer ziemlich schnittigen BMW R Nine T. Für besonderen Glanz sorgte hier die Station „Ölvergoldung – alte Technik neu entdecken“, wo die Besucher die Möglichkeit hatten an Buchstaben und Steinen eine Blattvergoldung vorzunehmen.

Interessante Einblicke boten auch die Aktivitäten der Abteilung Berufliche Grundbildung in ihren Holz- und Metallwerkstätten. Ein Highlight war die Präsentation der Projektarbeiten „Außenspielgeräte“, mit denen die Holz- und Metallklassen seit Jahren regionale Kindertagesstätten ausstatten. Das neueste Außenspielgerät konnten die Besucher selbst erproben. Wer noch mehr spielen wollte, konnte sich an den von Schülern selbstgebauten Spielen der Schülerfirma „spielGerecht“ austoben.
Auf großes Interesse stieß auch die Arbeit der Internationalen Klassen mit Förderbedarf (IFK), in der seit Herbst 2014 schulpflichtige junge Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten, Asylbewerber und Aussiedler unterrichtet werden, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben und über keine oder nur geringe Deutschkenntnisse verfügen. Das Publikum konnte sich hier über ganz neue Formen des interkulturellen Unterrichts informieren, der von dem engagierten Lehrerteam initiiert und realisiert wird. Ein Kernstück des Technologieunterrichts dieses Bildungsgangs ist der Aufbau der Fahrradwerkstatt, in der gespendete Räder aufgearbeitet und repariert werden, die danach von den Schülern genutzt werden können. Zusammen mit dem Beruflichen Gymnasium für Kunst und Gestaltung (BGYM) präsentierte die IFK die „Internationale Schulimkerei“ und bot Kostproben des eigenen Honigs an.
Das BGYM eröffnete im Rahmen des 100-jährigen Schuljubiläums die Jahresausstellung der Schülerfirma „ARKADIEN Galerie Artothek“, in der künstlerische Arbeiten aller drei Klassen gezeigt wurden. Dies wurde flankiert von der Station „Ateliersituation Live-Malen“, wo Eindrücke der praktischen künstlerischen Arbeit der Schüler vermittelt wurden. Daneben konnte man sich auch von den „geschäftlichen“ Aktivitäten der der Schülerfirma – Verwaltung, Vermietung und Verkauf der künstlerischen Arbeiten – ein Bild machen. Stolz stellte das BGYM auch sein Kooperationsprojekt mit dem Münsteraner Arbeitskreis Sri Lanka e.V. vor.

Von besonderem Interesse waren – wie nicht anders zu erwarten – die Aktivitäten der gastronomischen Abteilungen des Adolph-Kolping-Berufskollegs „Hotel und Gastgewerbe“, „Nahrungsmittelhandwerk“ und „Koch“. Appetit holte man sich an den Stationen „Servietten brechen“ und „Der perfekt gedeckte Tisch“ sowie bei der Ausstellung „Leistungswettbewerb der Konditoren“ und dem Schaufenster-Wettbewerb der Fachverkäufer. Danach konnte man unter Anleitung der Köche „mit allen Sinnen die Vielfalt der Lebensmittel erfahren“. Bei der Verkostung von kleinen Happen konnten die Gäste hier mit viel Spaß die eigenen fünf Sinne Tasten, Hören, Sehen, Riechen und Schmecken bewusst einsetzen, um Lebensmittel zu erkennen und zu bewerten.

Wer dann großen Appetit entwickelt hatte, hatte die Qual der Wahl: Im Angebot unseres Bistros waren Snacks, Kaffee und Kuchen; das Backparadies bot Probierstücke an verbunden mit dem Versprechen „Wir kriegen alles gebacken“; das Schulrestaurant servierte Crêpes Suzettes und Cocktails; und wer danach noch etwas Deftiges brauchte, konnte Löffel- oder Fingerfood aus der Schulküche genießen, wobei die Gäste hier zwischen Riesengarnelen mit süß-saurem Fenchelsalat, Schweinefilet mit Gemüsestreifen oder Crêperoulade mit Räucherlachs und anderen Schmankerln wählen konnten.

Nach all diesen Köstlichkeiten konnte man sich dann noch in der Sporthalle unter dem passenden Motto „Von 0 auf 100“ und fachkundiger Anleitung der Sportlehrer die nötige Bewegung verschaffen. Auf einem Parcours von acht Stationen galt es dabei Fitness und Geschicklichkeit zu beweisen. Für viel Aufmerksamkeit sorgte der Alterssimulations-Anzug, der typische körperliche Gebrechen des Alters simuliert und besondere Anforderungen an die Beweglichkeit, Sicht, Koordination, Hebe- und Tragfähigkeit der Teilnehmer stellte.

Die Besucher konnten an jeder Station Infokarten sammeln, die dann in der Buchbinderei durchbohrt und mit einer Schraube formschlüssig zu einem Infofächer zusammengefügt wurden. So entstand ein gelungenes Souvenir dieses zu 100 % denkwürdigen Tages.

Text: Werner Grundhoff
Fotos: Schüler des Bildungsgangs Fotografie unter der Leitung von Ricarda Holz