Es war dunkel und voll am Abend des 26. März 2015 im Saal des Skaters´ Palace in Münster. In dieser Location, wo sonst Musikgrößen wie Eko Fresh, Prinz Pi, Curse, Calcha Candela und viele andere Künstler auftreten, hatte an diesem Abend ein ganz besonderes Projekt Premiere: „Ausfahrt Leben“. Projektleiter Dirk Schubert vom Verein Heurekanet vermittelte in seiner Einführung einen lebendigen Eindruck von der Idee und der Geschichte des Projektes und stellte die künstlerischen Mitarbeiter und weiteren Workshopleiter Germain Bleich (Musikproduktion) und Ricardo Brown (Tanzchoreographien) vor. Er bedankte sich besonders bei den engagierten Schulsozialarbeiterinnen der kooperierenden Schulen, die Schülerinnen und Schüler und Projektmitarbeiter zusammen gebracht und das Projekt kontinuierlich begleitet haben: Conny Gesing von der Richard-von-Weizsäcker-Schule, Diemut Nagel von der Waldschule Kinderhaus und Christiane Hansmann vom Adolph-Kolping-Berufskolleg. Applaus brandete auf, als Klaus Fröse, Geschäftsführer beim Verein ViP e.V. als Träger des Projektes, ins Scheinwerferlicht trat: „Ich gebe die Bühne frei für die, die hierher gehören. Was ihr auf die Beine gestellt habt, verdient vor allem eins: Respekt!“ Anschließend nutzte auch der künstlerische Leiter und Regisseur von „Ausfahrt Leben“, Gandhi Chahine, die Gelegenheit sein junges Team in seiner unnachahmlichen Art zu loben und zu motivieren: „Ich liebe Euch!“
Und dann ging es endlich „richtig“ los: die anwesenden Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Familienangehörigen, Lehrkräfte, Fachkolleginnen und -kollegen aus der sozialen Arbeit, Vertreterinnen und Vertreter aus den politischen Gremien erlebten eine mitreißende und energiegeladene Multimediashow mit Musik, Tanz und Schauspiel.
In der Geschichte um eine Clique Heranwachsender wurden Themen aus dem Alltag der Jugendlichen auf die Bühne gebracht: es ging um Identität und Zugehörigkeit (Rap: „Ich bin deutsch“), um Erfahrungen mit Rassismus, um Lebens- und Berufsplanung, echte und falsche Freunde, Liebe, Beziehungen und Geschlechterverhältnisse, Generationskonflikte, Wohnen ohne Eltern, Abschiebung und Verlust und vieles mehr. — Hinter allem standen die wichtigen Fragen der Jugendlichen an der „Ausfahrt Leben“: Wie kann ich mein Ding machen, ohne auf Abwege zu geraten? Wie finde ich mein Glück? Wie führe ich das Leben, das ich selber für mich will?
An der Aufführung nahmen etwa 30 Jugendliche und junge Erwachsene aus den drei Münsteraner Schulen teil. Vom Adolph-Kolping-Berufskolleg waren es eine Schülerin und sieben Schüler aus der Abteilung für Berufliche Grundbildung. Ein halbes Jahr lang an jedem Dienstag von 15.15 bis 18.30 Uhr und auch an manchen Wochenenden haben sie geprobt – und das alles neben ihren schulischen Verpflichtungen. Im Projekt zeigten sie viel Engagement, Mut und Durchhaltevermögen, was sich wiederum positiv auf die Schule und die weitere Berufs- und Lebenswegplanung auswirkte.
„Ich bin stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler!“, sagte Schulsozialarbeiterin Christiane Hansmann nach der Aufführung. Martin Zimmer, Klassenlehrer einiger Schauspielerinnen und Schauspieler des Abends, ergänzte: „So habe ich meine Schüler noch nie gesehen – ich bin sehr beeindruckt!“. Jörn Brüggemann, stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung für berufliche Grundbildung, ergänzte: „Ein wirklich gelungener Auftritt!“.
Am Ende gab es von allen im Saal donnernden Applaus, Standing Ovations und eine spontane Polonaise mit allen Künstlerinnen und Künstlern: Alle waren begeistert von den schauspielerischen, musikalischen und tänzerischen Leistungen, der Ausstrahlung und der Bühnenpräsenz der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler.
Christiane Hansmann und Jörn Brüggemann resümierten anschließend die Relevanz solcher Projekte für ihre pädagogische Arbeit: „Wir haben immer sehr gute Erfahrungen mit Projekten gemacht, bei denen unsere Schülerinnen und Schüler sich ausprobieren, über sich hinaus wachsen und einfach zeigen, was sie können – seien es die beiden Boxprojekte, die bisherigen HipHop-Workshops oder ein Multimediaprojekt wie „Ausfahrt Leben“. Auch in Zukunft wollen wir auf Projekte setzen, die den schulischen Alltag sinnvoll ergänzen.“
Text: Christiane Hansmann und Werner Grundhoff
Fotos: Mark Gronnenberg
Weitere Informationen zu „Ausfahrt Leben“ und ähnlichen Projekten finden Sie hier:
heurekanet und projectica