Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben keine realitätsnahe Vorstellung von den finanziellen Aufwendungen und Verpflichtungen, die auf sie zukommen können. Spätestens, wenn sie volljährig sind und ihr Leben selbst in die Hand nehmen, Verträge abschließen, Anschaffungen und Investitionen tätigen, droht die Gefahr der Überschuldung.
Mittlerweile soll fast jeder Dritte im Alter von 14 bis 24 Jahren schon einmal Schulden gemacht haben.
Deshalb stieß das von Michael Geringhoff, dem Leiter des Jugendinformations- und Bildungszentrums (JIB) des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster, geleitete Projekt „Schulden? Nein danke!“ bei Christiane Hansmann, der Schulsozialarbeiterin am Adolph-Kolping-Berufskolleg, sofort auf großes Interesse. Oft ist sie in Beratungsgesprächen der drohenden oder tatsächlichen Verschuldung junger Menschen begegnet und weiß, wie schwierig und belastend eine solche Situation für viele Berufsschüler ist.
Frau Hansmann bat die Klassenlehrer ausgewählter Fachklassen, den Bedarf an Informationen zu diesem Thema bei ihren Schülern abzufragen und sich mit ihrer Klasse für das Projekt zu bewerben. Das größte Interesse äußerten die Schüler der Abteilung „Farbe und Raum“ im Gebäude III des Adolph-Kolping-Berufskollegs, woraufhin Klassenlehrerin Julia Ahlmann dort die Koordination der Veranstaltungen übernahm.
Die Informationsveranstaltungen an den Schulen leitet Heike Kammerer, Rechtsanwältin und zuständig für die Schuldnerberatung im JIB. Sie konnten im laufenden Schuljahr bereits 10 Klassen des Adolph-Kolping-Berufskollegs umfassend informieren.
„Viele Jugendliche denken, jetzt bin ich 18 Jahre alt und will auf eigenen Beinen stehen. Aber so einfach ist es nicht, Miete und Strom zu zahlen. Bei der Einrichtung, dem Fernseher oder dem Computer wird auch gerne Ratenzahlung vereinbart.“, sagt Frau Kammerer. Und damit beginnt für die meisten Jugendlichen die Schuldenspirale.
Anhand konkreter Fallbeispiele erarbeitete Frau Kammerer mit den Schülern Themen wie „Meine erste Wohnung“, „Haushaltsplan“, „Handy und Internet“ und „Online-Shopping und Kaufverträge“. Außerdem bekamen die Teilnehmer von Frau Kammerer nützliche Informationsmaterialen überreicht. Die Reaktionen der Teilnehmer waren dementsprechend positiv, wie folgende Zitate zeigen:
- „Schade, dass es diese Beratung und Aufklärung nicht schon früher gab – das hätte mir viele Sorgen und Schulden erspart.“
- „Man sollte das jedes Jahr – am besten schon in den Unterstufen – anbieten.“
- „Frau Kammerer hat das sehr gut gemacht – sie hat all unsere Fragen beantwortet und sich genug Zeit genommen.“
- „Es ist sehr hilfreich, dass ich jetzt eine Anlaufstelle habe, bei der ich mir jederzeit Beratung holen kann.“
Für November planen Julia Ahlmann und Christiane Hansmann in Zusammenarbeit mit Heike Kammerer eine Fortsetzung des Projektes in weiteren Klassen des Adolph-Kolping-Berufskollegs.
Weitere Informationen findet man unter: www.schuldenpraevention.muenster.de
Dort sind auch die beiden Filme zu finden, an deren Erstellung die SchülerInnen maßgeblich beigetragen haben:
http://www.stadt-muenster.de/
Dank der Unterstützung von Schulleiter Martin Lohmann, Abteilungsleiter Ingo Gericke und Christiane Hansmann konnten im Gebäude III des AKBK auch Teile des Imagefilms für die Kampagne gedreht werden.
Text: Julia Ahlmann und Christiane Hansmann
Fotos: Julia Ahlmann