Im Rahmen des theaterpädogogischen Konzepts der Höheren Berufsfachschule für Gestaltung mit Schwerpunkt Medien/Kommunikation (HBMK) führte die Theaterpädagogin und Performance-Künstlerin Ria Zittel mit der Klasse GT20E in der ersten Oktoberwoche einen zweitägigen „Schnupper-Workshop“ durch.
Da unter Corona-Bedingungen keine klassenübergreifenden Aktivitäten möglich sind, müssen diese sich im laufenden Schuljahr auf eine Klasse beschränken. Aber die Initiatoren, Bildungsgangleiterin und Klassenlehrerin Aileen Richter sowie Deutschlehrer Werner Grundhoff, sind sich einig: „Keine Zeit für Trübsal: Jetzt erst recht!“
Die Absicht der Initiatoren war es, dass der Workshop in der HBMK-Unterstufe GT20E zur Gruppendynamik im neuen schulischen Umfeld beitragen und dabei helfen soll, momentane sozialbedingte Hemmungen zu überwinden. Den Schüler*innen soll er darüber hinaus Anlässe bieten, Kommunikation spielerisch zu erleben und Konflikte zu meistern. Vor allem soll der Workshop auch der Vorbereitung des Theater-Jahresprojektes dienen, das nach den Herbstferien beginnt.
Die Theaterpädagogin Ria Zittel hat im Anschluss an den „Schnupper-Workshop“ ihre Erfahrungen mit der Klasse GT20E wie folgt reflektiert:
„Mein grundsätzlicher Ansatz war am ersten Tag die Reflexion von Selbst- und Fremdwahrnehmungen als Basis für das Zusammenarbeiten als Gruppe. Dazu habe ich mit dem – von den amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelten und nach ihnen so benannten – ‚Johari-Fenster‘ gearbeitet.
In der anschließenden Gruppendiskussion haben wir gemeinsam die teilweise auftretenden Unterschiede im Selbst- und Fremdbild ergründet.
Das Ganze wurde ergänzt durch körperliche Aktivierungen der Schüler*innen mit Methoden des ‚physical theatre‘, die ebenfalls kooperativ angelegt waren.
Mit der Methode des Automatischen Schreibens sind wir der Frage ‚Was ist Kunst?‘ nachgegangen und haben darüber diskutiert, welche Funktion Kunst in der Gesellschaft hat und was einen Menschen zum/zur Künstler*in macht.
Der zweite Tag rückte dann verstärkt Methoden der Szenenarbeit in den Mittelpunkt und stand thematisch ganz im Zeichen des geplanten Theater-Jahresprojektes.
In Positionierungsübungen tasteten sich die Schüler*innen an das Thema Klassismus und gerechte Verteilung heran. Sie versetzen sich in Kleingruppen in unterschiedliche Rollen und bearbeiteten die Frage der Legitimität von Reichtum in einem szenischen Battle. In einer weiteren Arbeitsphase entwickelten die Teilnehmer*innen kleine Szenen, Fragmente und Performances um die Auswirkungen von Armut auf unterschiedliche Aspekte des Alltags zu thematisieren. Das gemeinsame Arbeiten an einem kontroversen Thema sollte, neben dem Herantasten an theatrale Methoden, auch Teamkompetenzen stärken und neue Allianzen ermöglichen.“
Die Schüler*innen wurden von Frau Zittel zwei Tage lang voll gefordert und manche taten sich am ersten Tag noch schwer, da sie vielleicht ganz andere Erwartungen hatten.
Die Schlussreflektion am zweiten Tag lief aber so positiv ab, dass sich elf Schüler*innen für das Theater-Jahresprojekt anmeldeten, das nach den Herbstferien starten wird.
Die übrigen Schüler*innen, die nicht auf die Bühne möchten, sollen möglichst in „Extra-Teams“ mitarbeiten, die sich ganz im Sinne einer Vernetzung mit den Lerninhalten der HBMK in den Bereichen Crossmedia-Performance, Audio-Video-Licht, Bühnenbild und Bühnentechnik, Film und Fotografie sowie der Produktion von Werbemitteln engagieren werden.
Wir wünschen dem Theater-Jahresprojekt ein gutes Gelingen und sagen: Toi Toi Toi!
Text: Ria Zittel und Werner Grundhoff
Fotos: Aileen Richter und Werner Grundhoff