Auf Initiative des Adolph-Kolping-Berufskollegs und des Fachbereichs Raumausstatter am Handwerkskammer Bildungszentrum Münster (HBZ) führten unsere auszubildenden Raumausstatter am 28.10.2015 das Projekt „Grenzgänger 2.0“ durch. Durch Versuche und Übungen lernten sie die Möglichkeiten und Grenzen ihrer individuellen physischen und auch psychischen Leistungsfähigkeit im Umfeld ihrer beruflichen Tätigkeiten kennen. Bereits im Jahre 2010 wurde im Rahmen der Gesundheitsförderung das Projekt „Grenzgänger“ in Zusammenarbeit mit dem HBZ und der Vereinigten IKK durchgeführt. Auch in der Neuauflage des „Grenzgänger“-Projektes war es das Ziel, den Auszubildenden das Gefühl für typische Alterserkrankungen und die damit verbundenen Einschränkungen im privaten und beruflichen Alltag zu vermitteln. Während des im Rahmen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (Ülu) stattfindenden Projekttags absolvierten die Schülerinnen und Schüler einen eigens für diesen Zweck zusammengestellten Parcour mit sieben Stationen. Es galt typische berufliche „Disziplinen“ wie Nähen, Tragen, Tapezieren, Polstern oder Bügeln sowie den Umgang mit Bodenbelägen und Gardinen unter ergonomischen Gesichtspunkten optimal auszuführen. Dabei stand den Auszubildenden der vom Adolph- Kolping-Berufskolleg neu erworbene Altersimulationsanzugs „Age-Explorer“ zur Verfügung, der es ihnen ermöglichte, an jeder Station körperliche Einschränkungen, die typischerweise im Alter auftreten, am eigenen Körper zu simulieren. Ausgestattet mit Gewichtsmanschetten, Bandagen oder Spezialbrillen hatten die 13 Auszubildenden die Möglichkeit zu spüren, wie es ist, wenn Kraft und Geschicklichkeit nachlassen und Bewegungen wie das Bücken, Tragen oder Heben, die man als junger Mensch mal eben „mit Links“ macht, im Alter sehr beschwerlich werden.
Im Fachunterricht, besonders im Unterrichtsfach Sport und Gesundheitsförderung, versuchen die Lehrkräfte den Auszubildenen die richtige Körperhaltung zu vermitteln, um damit den körperlichen Einschränkungen im zunehmenden Alter vorzubeugen. Leider ist bei einem ausschließlich theoretischen Ansatz die Bereitschaft, präventive Maßnahmen bereits in jungen Jahren zu ergreifen, relativ gering. Die Alterssimulationen aber ermöglichen es den Schülerinnnen und Schüler, die Beschwerden am eigenen Leib nachzuvollziehen.
Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler der Raumausstatter Mittelstufe (RA M) spricht für sich:
– „Mich hat am meisten beeindruckt, dass man Krankheiten bzw. Einschränkungen durch den Age-Explorer so gut nachstellen kann,“ so die Merle Jansen. „Ich habe gelernt, dass man es zu schätzen wissen soll, wenn man einen gesunden Körper hat.“
– „Am meisten hat mich beeindruckt, dass man mit Hilfe einiger Hilfsmittel eine große Vielzahl an Krankheiten nachstellen kann. Ganz besonders die Einschränkungen, die das Sehfeld betreffen, sind unangenehmer als man es sich vorstellen kann. In Zukunft werde ich bestimmt darauf achten, vor allem schwere Gegenstände richtig zu heben und meinen Rücken zu stärken. Denn ein gesunder Rücken verhindert eine Vielzahl von Krankheiten.“, meinte Nils Wenselowski
– „Mich hat die Tatsache überrascht, dass man sich teilweise sehr hilflos fühlt, wenn einem ein wichtiger Sinn genommen wird. Das Training hat mir bewusst gemacht, wie viel wir im Alltag mit Sinnen wie z.B. Hören und Sehen wahrnehmen“, kommentierte Marina Schliephorst. „Als Ziel setze ich mir auf jeden Fall, etwas Sport zum Muskelaufbau zu machen, da diese den Körper sehr unterstützen. Ich werde auf der Arbeit mehr darauf achten, eine gute Haltung einzunehmen und ich bin froh und dankbar, noch nicht von einer dieser Krankheiten betroffen zu sein.
– Melissa Zerjatke staunte, „wie eingeschränkt ich mich fühle, wenn es um den Verlust des Gehörs und des Sehvermögens geht. Es ist ein Gefühl der Orientierungslosigkeit. Man versucht zwar sofort es durch andere Sinne wie Tasten zu ersetzen, aber trotzdem bleibt das Gefühl der Hilflosigkeit.“
– Saskia Winner zeigte sich beeindruckt „von der Vorstellung, wie Menschen mit ihren Krankheiten umgehen, wie sie den Alltag überstehen und geregelt bekommen. Ich weiß jetzt, wie man sich fühlt, bzw. sich fühlen könnte in manchen Situationen.“
Auch die Organisatorin und Fachlehrerin für Sport und Gesundheitsförderung Sigrid Liekhues war von diesem Tag begeistert: „Ich freue mich sehr über die ehrlichen und tiefgreifenden Rückmeldungen meiner Schülerinnen und Schüler. Es verdeutlicht, dass der Tag bleibende Eindrücke hinterlassen hat. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal beim HBZ und vor allem bei Herrn Bartz für seine Unterstützung bedanken. Besonderer Dank gilt auch unserer Referendarin Katrin Bleckmann, die mir in diesem Projekt eine wertvolle Hilfe war.“
Text und Bilder: Sigrid Liekhues