Wer im Rahmen des diesjährigen Münsteraner Ausstellungsfestivals „Flurstücke“ die Kunsthalle am Hawerkamp betrat, wähnte sich in einem papierverarbeitenden Betrieb und war förmlich erschlagen von den Hunderten von Pappboxen, die an der Wand lehnten und darauf warteten, ihrer Bestimmung zugeführt zu werden. Basierend auf dem Konzept des französischen Künstlers Olivier Grossetete sollte eine monumentale Konstruktion des historischen Elefantenhauses des alten Zoos in Münsters Zentrum wiedererstehen.
Voll Tatkraft machten sich die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklasse IF23A des Adolph-Kolping-Berufskollegs im Rahmen des Kunst-Workshops daran, zu knicken, zu kleben und zu klotzen, um ihren Teil zu tun, damit die ehemals seelenlosen Pappkartons am Ende des Bauprozesses auf der Stubengasse zu einem 16 Meter hohen Kuppelgebäude zusammengefügt werden konnten. Die „Monumental Constructions“ sollten ein Mahnmal auf Zeit werden, denn ehemals wurde der orientalisch anmutende Bau als Schauplatz rassistischer Völkerschauen genutzt. Der aktuelle Bauprozess der künstlerischen Konstruktion hingegen sollte den gemeinschaftlichen und völkerverbindenden Ansatz betonen.
Und als sie schließlich am Samstagnachmittag im Sonnenglanz strahlend für die Bürgerinnen und Bürger begehbar wurde, war sie ein Denk- und Mahnmal für die erstarkende Haltung des „Nie wieder ist jetzt!“ und gegen jegliche Ausgrenzung.
So wurde der Pappbau temporär als Ort der Begegnung genutzt und öffnete den Blick Richtung Himmel, bevor dieser seine Schleusen öffnete, das Werk dem Boden gleich machte, ohne jedoch die Botschaft im Boden versickern zu lassen.
Text: Annette van Bebber und Werner Grundhoff