Tanz und Theater in Italien – Leonora (BGY23) berichtet über ihr Auslandspraktikum

Tanz und Theater in Italien – Leonora (BGY23) berichtet über ihr Auslandspraktikum

Leonora aus der Jahrgangsstufe 12 des Beruflichen Gymnasiums des Adolph-Kolping-Berufskollegs hat ihr Praktikum im Rahmen des Erasmus+ Programms vom 06.01. bis 31.01.2025 in einem Open-Air Varieté auf Sardinien absolviert. In einem Interview mit unserer Europakoordinatorin und Fachlehrerin Frau Timpe erzählt sie von ihren Praktikumserfahrungen im Ausland.
 
Warum hast du dich für ein Praktikum im Ausland entschieden? Warum ausgerechnet in dem Land?
Ich komme ursprünglich aus Sardinien und meine Familie lebt noch auf der Insel. Dieses Praktikum war für mich die Möglichkeit, den Arbeitsalltag und das Leben dort so kennenzulernen, wie es ist, wenn man dort lebt und arbeitet und nicht nur wenn man zu Familienbesuchen hinfährt. 
 
Wie sah dein Arbeitsalltag aus?
Ich habe mein Praktikum in einer Art Varieté gemacht, das unterschiedliche Veranstaltungen in der Stadt anbietet, also zum Beispiel Tanzabende, Theateraufführungen natürlich und sogar Zirkusshows. Deswegen sah mein Arbeitsalltag jeden Tag ein bisschen anders aus, was ganz spannend war, weil ich viele unterschiedliche Dinge erlebt und gelernt habe.
Meistens begann mein Tag im Büro, wo ich am Computer gearbeitet und zum Beispiel Fotos bearbeitet habe, die ich am Vortag gemacht hatte. Ich habe auch Werbeplakate gestaltet, Rechnungen geschrieben und die Visitenkarte überarbeitet. Nach der Mittagspause hatte ich meistens Aufgaben außerhalb des Büros. Zum Beispiel hatte das Varieté über Weihnachten und Neujahr einen Zirkus beherbergt und in meiner ersten Woche habe ich beim Abbau des Zirkuszeltes geholfen. 
 
Welche Orte hast du besucht?
Ich habe mein Praktikum in Sassari gemacht, einer Stadt im Norden Sardiniens. Daher habe ich vor allem den Norden der Insel erkundet. Ich war viel an der Küste spazieren und habe mir umliegende Städte wie Alghero oder Stintino angeschaut, Ausstellungen und Museen besucht. 
 
In welcher Sprache hast du kommuniziert?
Hauptsächlich auf Italienisch. Manchmal auch auf Englisch, wenn wir mit Menschen zu tun hatten, die kein Italienisch konnten. Meine Praktikumsbetreuerin spricht tatsächlich auch Deutsch, so dass ich mit ihr auch viel Deutsch gesprochenhabe. 
 
Welchen Menschen bist du begegnet? Wer hat dich unterstützt und betreut?
In erster Linie Puccio und Michelle. Michelle ist die künstlerische Leitung des Theaters und meine Betreuerin. Puccio ist Schauspieler, Bühnenbildner, Künstler und der Gründer des Theaters. Er war immer und überall da. Dann gab es auch noch eine Mitarbeiterin, die sich um die Presse gekümmert und Artikel verfasst hat. Sie saß mit mir im Büro und wir haben uns viel über unsere Projekte ausgetauscht und uns gegenseitig Rückmeldung gegeben, also sie zum Beispiel zu den Flyern und Visitenkarten, die ich gestaltet habe, und ich zu den Texten, die sie geschrieben hat. Diese Zusammenarbeit war für mich sehr fruchtbar, denn dadurch, dass wir ganz unterschiedliche Schwerpunkte hatten, haben wir uns gut ergänzt und es hat einfach Spaß gemacht.
 
Was hast du Neues gelernt? Was hast du über dich selbst gelernt?
Ich habe gelernt, dass ich mir selbst mehr zutrauen und auf meine Fähigkeiten vertrauen kann, dass ich mich nicht bei jedem Arbeitsschritt absichern muss. Als meine Betreuerin, Michelle, für eine Woche erkrankt ist, war ich auf mich allein gestellt und konnte nicht wie sonst zwischendurch Feedback einholen. Das war am Anfang schwierig für mich, also die Tatsache, dass ich mich nicht rückversichern konnte. Ich musste mir bewusst machen, dass meine Arbeit nicht in Stein gemeißelt und im ersten Anlauf perfekt sein muss, sondern ein Prozess ist. Man macht einen Vorschlag, geht mit dem Kunden, also meiner Chefin in dem Fall, ins Gespräch und so entwickelt sich das Produkt. Diese Erkenntnis habe ich für mich daraus mitgenommen. Ich habe auch erkannt, dass meine Betreuerin und die Mitarbeiter mir vertraut haben und darauf vertraut haben, dass ich das gut mache, und das hat mich gestärkt.
 
Was war das überraschendste, aufregendste oder tollste Erlebnis?
Das tollste waren die gemeinsamen Momente mit den Menschen und die Erfahrung, wie Theater Menschen zusammenbringt. Das Theater hat auch einen Milonga Abend, also eine Tango Tanzveranstaltung organisiert, wo auch viele, teilweise alleinstehende, ältere Leute hinkamen. Es war sehr rührend und schön zu sehen, wie die Menschen, die vielleicht sonst allein zuhause sitzen, die Möglichkeit haben, rauszukommen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und zu tanzen. Das hat mich sehr berührt. Ich habe da an der Abendkasse und an der Bar gearbeitet und konnte so mit den Leuten ins Gespräch gekommen. Das war sehr schön, weil man gemerkt hat, wie gut ihnen der Abend gefällt.
In meiner ersten Woche, als der Zirkus noch da war, haben wir nach Feierabend oft noch Lagerfeuer gemacht und uns lange unterhalten. Das war auch super schön!
 
 
Würdest du ein Auslandspraktikum weiterempfehlen?
Ja, auf jeden Fall! Schon allein der Erfahrung wegen. Man nimmt so unglaublich viel mit aus dieser relativ kurzen Zeit.Ich habe ganz viele tolle Menschen kennengelernt und natürlich viel über Theater gelernt. Ein Praktikum im Auslandist auch eine tolle Gelegenheit, um das Land kennenzulernen und dadurch, dass unsere Praktika ja nur 4 bis 8 Wochen dauern, ist es auch eine gute Gelegenheit, so einen Auslandsaufenthalt mal auszuprobieren. Ich kann nur jedem empfehlen, das zu machen.
 
Welchen Rat würdest du interessierten MitschülerInnen geben?
Habt Vertrauen in euch! Natürlich kann es beängstigend sein, in einem unbekannten Land mit unbekannten Menschen zu leben und zu arbeiten. Aber es ist auch eine unglaubliche Chance und für mich war es eine super tolle Erfahrung. Ein Monat ist ja auch eine absehbare Zeit. Ich kann nur jedem raten, den Mut zu haben, es auszuprobieren und vor allem sich frühzeitig zu kümmern! Das habe ich leider nicht gemacht, aber auch daraus habe ich gelernt. 

Alle Schülerinnen und Schüler, die sich für ein Auslandspraktikum interessieren, wenden sich bitte an unsere Europakoordinatorin Frau Timpe. Sie kann entscheiden, was möglich ist und was nicht, und unterstützt euch mit Rat und Tat sowie wichtigen Informationen und Hilfe bei den Formalitäten.