Von wegen „Brei verderben“ – Köche auf kulinarischer Studienfahrt in Hamburg…

Von wegen „Brei verderben“ – Köche auf kulinarischer Studienfahrt in Hamburg…

…und unter anderem zu Besuch im Restaurant des Ex-Schülers und Fernsehkochs Nils Egtermeyer
Ein Gastbericht unseres Schülers Sören Maunz: Die Sonne schien an diesem Montagmorgen, als wir angehenden Köche der Mittelstufe des Adolph-Kolping-Berufskollegs uns mit unseren Lehrern Herrn Müther und Herrn Schoster am Münsteraner Hauptbahnhof versammelten, um uns auf große Fahrt nach Hamburg zu begeben. Schon auf dem Hinweg hielten wir in Bremen, um eine Kaffeerösterei zu besuchen.
Unser Reiseführer dort begeisterte mit seinem Wissen und seiner hanseatischen Art: Er war ein kantiger, lebensfroher Mensch, doch einmal wurde er wehmütig, als er erzählte, wie viel die Menschen in der westlichen Welt am Kaffee verdienen und wie wenig die Menschen in den Anbauländern, obwohl sie ein Vielfaches der Arbeit schultern. Er mahnte uns, dass wir jeden Schluck schätzen sollten, wenn wir Kaffee aus Guatemala, Äthiopien und Costa Rica kosteten. Jedem von uns schien es, als hätten seine Worte etwas ausgelöst, noch ehe er uns demonstrierte, wie die Kaffeebohnen geröstet werden.

In Hamburg erlebten wir dann den Luxus einer coolen Jugendherberge, die direkt am Hauptbahnhof liegt. Es gab zwar nur ein kontinentales Frühstück (schon im Unterricht hatten wir gelernt, dass das nichts Tolles bedeutet), doch immerhin: Der Kaffee war annehmbar, der Käse nicht analog und wer früh kam, der erwischte warme Brötchen.
Von hier aus konnten wir Hamburg perfekt erkunden und das taten wir: Um die berühmte Wochenmarktkultur der Hansestadt zu erleben, schwärmten wir in Kleingruppen aus. Bei strahlendem Sonnenschein ging es nach Altona, Winterhude und Ottensen. Aufgabe war es, die Märkte zu porträtieren und ein besonderes Produkt mitzubringen, das es vielleicht nur auf diesem Markt gibt.
In der Altstadt besuchten wir zum Beispiel einen kleinen Ökomarkt, wo es Bio-Dinkel-Flammkuchen, nachhaltige Hotdogs und einen stylishen Imbisswagen gab, der vegane Currywurst und Pommes aus Süßkartoffeln anbot. Alle Gruppen kehrten mit tollen Produkten, Vorträgen und Geschichten zurück, die wir uns dank der angenehmen Temperaturen auf der Terrasse der Herberge präsentieren konnten. Selbst der Hausmeister, der bloß vor die Türe getreten war, um eine Zigarette zu rauchen, fand Gefallen an unseren Darbietungen und kam aus dem Staunen (und Rauchen) gar nicht mehr raus.

Spannend war auch der Besuch einer Großfischerei mit Europas längster Frischetheke. Dort lagen ganze Wildlachse, geräucherte Dorschrogen und Tintenfische größer als Pizzateller. Der Fachverkäufer hinter seiner 36 Meter langen Theke vermittelte uns mit viel Engagement sein Wissen, während er hier ein Heilbuttfilet in die Höhe hob und dort einen geräucherten Aal, und dabei jede Frage beantworten konnte. Später kehrten wir ins Bistro der Fischerei ein und genossen im Sonnenschein Lachsbrötchen, Backfisch, Bratkartoffeln und Salate zu fairen Preisen.
Sehr nett war es, dass unser Freund von der Frischetheke noch einmal vorbeischaute, um uns mit geräucherten Leckereien zu beschenken, die wir umgehend verspeisten.

Ein weiterer Höhepunkt unserer Studienfahrt war der Besuch eines ehemaligen Schülers des Adolph-Kolping-Berufskollegs, der sich in der Hansestadt einen Namen gemacht hat: Zu Gast waren wir bei Nils Egtermeyer in seinem Restaurant Jellyfish, das „fein, aber schlicht eingerichtet ist, damit sich der Gast auf den Teller konzentrieren kann“, wie Egtermeyer betonte. An seine Azubi-Zeit bei Krautkrämer in Münster-Hiltrup wie auch am Adolph-Kolping-Berufskolleg erinnert er sich gerne. Herr Egtermeyer nahm sich viel Zeit für uns und lieferte einen beeindruckenden Bericht seiner Karriere, wobei er auch Show-Talent bewies: Er kann sehr gut reden und hat eine tolle Ausstrahlung. Neben seinen Kochkünsten sind das die Eigenschaften, warum er mit dem TV-Format ‚Die Kochprofis‘ deutschlandweit bekannt wurde.

Zum Abschluss unserer Fahrt testeten wir die Gastronomie in Hamburg: Jeder konnte sich ein Restaurant ganz nach seinem Budget und Geschmack aussuchen, das es dann zu bewerten galt. Fünf Schüler kehrten bei dieser Gelegenheit erneut bei Nils Egtermeyer ein, wo sie ein Mehrgang-Menü verspeisten und die Weinbegleitung spendiert bekamen, weil sie als Schüler des Adolph-Kolping-Berufskollegs wiedererkannt wurden.

Am letzten Abend schipperten wir an Bord der öffentliche Elbfähre von den St. Pauli Landungsbrücken nach Finkenwerder, im Hintergrund die beeindruckende Skyline der Hansestadt.
Besonders beschäftigt hat uns Hamburg aufgrund seiner Vielfalt aber auch seiner Widersprüche: Es gibt viele schöne Ecken wie die Binnenalster, die Mönckebergstraße oder das gewaltige Rathaus, in dessen Nachbarschaft stolze Schwäne am Jungfernstieg residieren. Natürlich hat der Reichtum dieser Stadt auch Schattenseiten: Es scheint, als komme auf jeden, der in Hamburg eine Luxuslimousine fährt, ein Mensch, der in Armut lebt. Nur wenige Meter hinter dem Hauptbahnhof war viel von diesem Elend zu sehen: Vor einem Supermarkt bettelten und schliefen obdachlose Menschen.
Am Donnerstagmorgen waren wir alle ein wenig „gezeichnet“ von den Erlebnissen in dieser abenteuerlichen Stadt, die uns nachts lange wach gehalten hatte, um draußen das Leben zu atmen oder im Hostel an der Bar unsere Erfahrungen auszutauschen.
Alle Köche der Mittelstufen waren sich aber einig, dass sie sich auf dieser Studienfahrt ein gutes Stück näher gekommen sind und dass sie etwas ganz Besonderes war.

Text und Bilder: Sören Maunz