»ZOOM« lautete das Motto der diesjährigen Facharbeitenausstellung der Höheren Berufsfachschule für Gestaltung (HBFG) mit den Schwerpunkten Grafik- und Objektdesign sowie Medien und Kommunikation, die am vergangenen Wochenende, dem 05. und 06. April 2019, etwa 500 Besucher ins Adolph-Kolping-Berufskolleg (AKBK) lockte. Gezeigt wurden die rund 150 Facharbeiten der Schüler der Mittel- und Oberstufen der HBFG.
Das diesjährige Motto „Zoom“ forderte die angehenden Designer dazu auf, tief ins Detail zu gehen, das große Ganze neu zu entdecken, Nähe und Distanz zu visualisieren, das Unsichtbare sichtbar oder das Undurchsichtige transparent zu machen.
Die rund 150 Auszubildenden konnten für ihre Facharbeit aus verschiedenen Medienkategorien wählen und präsentierten ihrem Publikum neben Plakaten, Kalendern, Kartenserien, Corporate-Designs oder Verpackungen auch ganze Bücher. Wem das noch nicht reichte, der konnte in den weiteren Räumen der Ausstellung im Gebäude I des AKBK an der Lotharingerstraße Portrait- und Naturfotografien, Internetseiten und obendrein zahlreiche Kurzfilme und Dokumentationen im Kinosaal des Bildungsgangs Medien/Kommunikation bewundern.
Schulleiterin Frau OStD’in Birgit Weise eröffnete die Ausstellung mit einem Dank an die Schüler und ihre Fachlehrer: „Ich beglückwünsche alle Schüler und Lehrer zu dieser gelungenen Ausstellung und bin sehr gespannt darauf, wie sie das Motto ZOOM umgesetzt haben, und vor allem darauf, wer in diesem Jahr die Preisträger sind.“
Als Gastredner konnte in diesem Jahr Prof. Dipl.-Des. Octavio K. Nüsse von der Münster School of Design (MSD), gewonnen werden. In seiner Ansprache lobte er die Qualität der ausgestellten Arbeiten und auch das Ausstellungskonzept: „Die Ausstellung beweist, dass das, was wir theoretisch planen, auch praktisch umgesetzt werden muss, damit wir etwas erreichen. Was ich hier gesehen habe ist klasse. Die Arbeiten sind genauso professionell wie die der Hochschule, nur wirken sie ‚normaler‘. Mein Tipp: Bleiben Sie normal und machen Sie so weiter.“
Manfred Kluthe als Leiter der Abteilung HBFG betonte in seinem Grußwort, dass die Facharbeitenausstellung mit ihren etwa 150 Exponaten von besonderer Bedeutung ist, weil hier die Schüler auch als Veranstalter ihrer eigenen Ausstellung auftreten: „Alles – von den Produkten bis zum Corporate Design – kommt aus Schülerhand und bietet den Besuchern die Chance das Adolph-Kolping-Berufskolleg einmal richtig ‚unter die Lupe‘ zu nehmen.“
Zusammen mit Professor Nüsse gab Frau Weise den sinnbildlichen „Startschuss“ der Ausstellung und brachte den knallroten Ballon zum Platzen.
Ein weiterer Höhepunkt am ersten Ausstellungstag war die Neuauflage des „Forum Zukunft“, für das in diesem Jahr sieben „Ehemalige“ der HBFG gewonnen werden konnten, die den interessierten Schülern wertvolle Informationen zu beruflichen Wegen und Perspektiven mit oder ohne Studium vermitteln konnten.
Die Oberstufenschüler Luis Mogdans und Yannik Ban moderierten die interessanten Präsentationen.
Als erster dokumentierte Benedikt Lüke seinen Werdegang nach seiner GTA-Prüfung 2009: Nach einer Ausbildung zum Mediengestalter erwarb er an der MSD seinen Bachelor in Kommunikations- und Produktdesign und wechselte dann an die Hochschule der Medien nach Stuttgart, wo er gerade seinen Master in Packaging Development Management macht.
Im gleichen Jahr hat auch Lisa Klose ihren Abschluss am AKBK gemacht und danach in Hildesheim Grafikdesign studiert. Heute lebt und arbeitet sie teilweise fest angestellt und teilweise freiberuflich im Bereich Social Design in Hamburg.
Fabian Westen aus dem Abschlussjahrgang 2013 hat an der MSD seinen Bachelor und Master in Information und Kommunikation gemacht und parallel seine Freiberuflichkeit aufgebaut. Ende 2018 hat er mit vier Freunden die Agentur ‚Co:listic‘ für holistische Kommunikation in Berlin und Rheine gegründet, die heute schon über 15 Angestellte beschäftigt.
Gustav Klaus, der im letzten Jahr seinen Abschluss als Gestaltungstechnischer Assistent (GTA) am AKBK erworben hat, ist als Videoproduzent für Image- und Werbeclips direkt in die Freiberuflichkeit eingestiegen.
Marvin Nucklaus aus dem Jahrgang 2011 hat es buchstäblich am weitesten gebracht: Er begann ein Studium für Film und Sound an der FH Dortmund, zog vor fünf Jahren nach Kalifornien, wo er sein Studium an den Universitäten von Kalifornien in Santa Barbara und Los Angeles (UCSB und UCLA) abschloss und heute in Los Angeles als Regisseur bzw. Director of Content im Filmgeschäft tätig ist.
Hermann Engel (Abschluss 2017) setzte thematisch einen Kontrapunkt: Er studiert im 4. Semester Kommunikationsdesign an der MSD und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Editorials.
Julian Jeromin schließlich erwarb seinen GTA-Abschluss im Jahre 2011 und machte sich anschließend als Filmproduzent für Image- und Werbeclips selbstständig.
Nach ihren Präsentationen stellten sich die „Ehemaligen“ im Forum den Fragen der Schüler. Erstaunlich war, wie unkonventionell und mutig sie ihren Weg ins Berufsleben gemeistert haben. Alle konnten eindrucksvoll beweisen, dass ihre Kreativität nicht nur im beruflichen Alltag, sondern auch in der Gestaltung ihres Lebens von großer Bedeutung ist, wie auch einige O-Töne beweisen:
„Wartet nicht darauf, dass jemand euch etwas sagt, sondern macht es einfach selbst.“ (Marvin Nucklaus)
„Der Sprung ins kalte Wasser ist das Wichtigste, immer wieder!“ (Hermann Engel)
Das Ausstellungskonzept sowie das zugehörige Corporate Design zu „ZOOM!“ hatten die Schüler der Klasse GT O2 selbstständig entwickelt und konnten sich damit in einer „Kampfabstimmung“ unter allen Mittel- und Oberstufen durchsetzen. Logo, Plakate, Flyer, Einladungskarten, Anzeigen, Banner und Außenwerbung haben die Fachlehrerinnen Kristina Hoppe und Lena Sandfort mit den Schülern gestaltet. Ergänzt wurde dies durch ein professionelles Wegleitsystem, das sich durch alle beteiligten Räume des Gebäudes I an der Lotharingerstraße zog.
Auch die Mittelstufen der HBFG präsentierten ihre ersten Facharbeiten. Im Schwerpunkt Grafikdesign zeigten die Schüler Kalender, Postkarten und Plakate. Ihre Mitschüler mit dem Schwerpunkt Medien und Kommunikation gestalteten mediale Arbeiten aus den Bereichen Webdesign, Fotografie, Animation und Film, die Dank der erstklassigen technischen Ausstattung der Schule den Vergleich mit den Profis nicht zu scheuen brauchten.
Schulleiterin Frau Weise eröffnete am Samstagnachmittag die mit Spannung erwartete Prämierung der besten Facharbeiten und bedankte sich bei den beteiligten Schülern und Lehrern der Abteilung der GTAs: „Mein Glückwunsch gilt heute unseren Schülern, die alles in Bildern, Filmen Corporate-Designs, Verpackungen, Webdesigns und Büchern genau ‚gezoomt‘ haben.“
Abteilungsleiter Manfred Kluthe dankte ebenfalls seinen Schülern und Kollegen für ihren unermüdlichen Einsatz, den sie sowohl in der Gestaltung bzw. Betreuung der gestalterischen Arbeiten, aber auch in der Konzeption und Umsetzung des Ausstellungsdesigns bewiesen haben: „Mein besonderer Dank gilt der Klasse GT O2, die sich in einem Battle mit ihrem Ausstellungskonzept durchgesetzt und für das Gesicht und den Look der Ausstellung gesorgt hat.“ Besonderer Dank gelte ebenso den Bildungsgangleitern Kristina Hoppe (Grafikdesign) und Dirk Engelke (Medien/Kommunikation) sowie den stellvertretenden Bildungsgangleitern Aileen Richter (Medien/Kommunikation) und Thomas Loy (Grafikdesign).
Herr Kluthe lobte auch das Engagement der Mitglieder der Lehrerjury Nadine Frede, Christian Hermes, Ricarda Holz, Kristina Hoppe, Thomas Loy, Christian Lück, Michael Mikus, Aileen Richter, Lena Sandfort, Marion Schulte und Sascha Stalberg.
Folgende Preisträger aus den Mittelstufen des Grafikdesigns konnten in diesem Jahr ausgezeichnet werden: Paulina Schräer (GT M2) für die beste Kartenserie, Filipe Simons-Candido (GT M2) und Meryem Miedl (GT M3) für die besten Kalender sowie Anastasia Stang (GT M2) für die beste Plakatserie.
Aus den Mittelstufen der Klassen Medien/Kommunikation konnten folgende Preisträger prämiert werden:
Lena Breitenfeld (GT M4) und Josephine Brunn (GT M5) für die besten Fotobücher, Svenja E. Groth (GT M5) für die beste Website sowie Sven Voigt (GT M4) für den besten Film.
Die Preisträger der Oberstufen im Bereich Grafikdesign wurden nach Kategorien ausgezeichnet:
Für die besten Buchgestaltungen wurden Lilian Grimsel, Julia Derksen (beide GT O1) und Tjorven Thorvesten (GT O2) ausgezeichnet.
Den Preis für das beste Corporate Design erhielt Angelina Michna (GT O2).
Die Schülersprecher Shiva Sefedini und Luis Mogdans moderierten anschließend die Prämierung der Preisträger der Schülerabstimmung: Im Bereich Grafikdesign wurden Tjorven Thorvesten (GT O2) und Lilian Grimsel (GT O1), im Bereich Medien/Kommunikation Eileen Zubrowski und Tom Korte (GT M5) mit dem begehrten „Publikumspreis“ ausgezeichnet.
Alle Preisträger wurden mit Buchpreisen und einer Ausstellungstrophäe belohnt und erstmals erfolgte die Übertragung der Prämierung per Live-Stream auf Youtube.
Die Facharbeiten bilden einen integralen Bestandteil im zweiten und dritten Ausbildungsjahr der HBFG am Adolph-Kolping-Berufskolleg. Eine Anbindung des individuellen Konzeptes der Arbeiten an die realen Anforderungen des zukünftigen Berufsfeldes ist Voraussetzung und Maßstab. Die Intentionen und inhaltliche Entscheidungen, der Gestaltungsprozess und die technische Umsetzung sowie die „guten und schlechten Erfahrungen“ und müssen von allen Schülern in einer digital gestalteten Konzeptmappe ausführlich dokumentiert werden.
Die Schüler werden in den drei Monaten der außerunterrichtlichen Arbeit durch ihre Betreuungslehrer fachlich beraten.
Für die Oberstufenschüler der HBFG bildet ihre Facharbeit den Höhe- und Schlusspunkt ihrer schulischen Ausbildung, denn kurz nach den Osterferien beginnen ihre Prüfungen zur Erlangung der Doppelqualifikation Gestaltungstechnischer Assistent mit Fachhochschulreife (GTA/FHR). Die Ansprüche an Eigenständigkeit und Professionalität der Schüler sind deshalb besonders hoch.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die traditionelle „Cafeteria“, wo die Schüler unter der Leitung von Frau Hoppe und Herrn Engelke selbstzubereitete Snacks und Getränke anboten und den Besuchern angesichts des großen medialen Angebots eine Gelegenheit zum Verschnaufen und Gespräch boten.
Text: Werner Grundhoff
Fotos: Kim Westrup, Ricarda Holz und Werner Grundhoff